Albert Niemann und die Kokainforschung

Bundesarchiv, Bild 102-07741 / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 102-07741, Berlin, „Koks Emil“ der Kokain-Verkäufer, CC BY-SA 3.0 DE

Was Albert Niemann mit der Entdeckung des Kokains alles ins Rollen gebracht hat, konnte er damals sicher nicht erahnen. Der Begriff Kokain löst weiterhin zahlreiche Assoziationen aus:

„zunächst Geld, Rausch, Ekstase, Laster, Profit, Nachtleben, Tod, politische Intrigen und Einflussnahmen, Korruption, Gold, die Inka, die ‚verrückten zwanziger Jahre‘, Pitigrilli, Gottfried Benn, … David Bowie, Wahnsinn, Elend, banale Filme, alte Mythen und neue Lieder, Tänze der Wollust, des Grauens und der Ekstase, Anita Berger und Rosa von Praunheim, Sigmund Freud, schöne Schmerzlosigkeit, Euphorie und Depression, Selbstmord und Mord, ungeheure Profite, Drogenbarone, schwarze Märkte und geweißte Gelder, und dann wieder alte Kulturen, magische Medizin, Minenarbeit, Kolonialisierung und Imperialismus, ‚Krieg den Drogen‘ und Börsenspekulation, Crocodile Dundee und Scarface …“

Alfred Springer

Kokain - Mythos und Realität. Wien 1989, S. 7.

Albert Niemann: ein Zwerg auf den Schultern von Riesen

Mit der Entdeckung des Kokains die Welt verändert und doch nahezu unbekannt: Albert Niemann. Selbst in seiner Heimatstadt Goslar erinnert nur eine Gedenktafel an ihn. Und seien wir ehrlich, diese Gedenktafel findet man eigentlich auch nur durch Zufall.

Friedrich Wilhelm Adam Sertürner (* 19. Juni 1783 in Neuhaus; † 20. Februar 1841 in Hameln) wurde mit der Entdeckung Morphins berühmt. Albert Niemann dagegen geriet schnell in Vergessenheit, obwohl er mit Kokain ein bahnbrechendes Medikament entdeckte. Historisch betrachtet der Beginn der Lokalanästhesie.

Wie ist es dem jungen Studenten der Chemie gelungen, das Kokain zu entdecken? Dies konnte selbstverständlich nur dadurch geschehen, dass er auf das Wissen und das Können seines Mentors Friedrich Wöhlers aufbauen konnte: der Zwerg Albert Niemann auf den Schultern des Riesen Friedrich Wöhler.

Zwerge auf den Schultern von Riesen

Das Gleichnis von den Zwergen auf den Schultern von Riesen ist ein Versuch, das Verhältnis der jeweils aktuellen Wissenschaft und Kultur zu Tradition und den Leistungen früherer Generationen zu bestimmen. Aus der Sicht traditionsbewusster „Gelehrter“ erscheinen deren Vorgänger in vergangenen Epochen als Riesen und sie selbst als „Zwerge“, die von den Pionierleistungen der Vergangenheit profitieren: Indem sie dem vorgefundenen Wissensschatz ihren eigenen bescheidenen Beitrag hinzufügen, kommt Fortschritt zustande. Nur auf diese Art können die Zwerge die Riesen überragen. (Quelle: Wikipedia)