Eduard Poeppig und Johann Jakob von Tschudi

der eine so, der ander so:

Eduard Poeppig: ein abfälliges Urteil über Coca

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Eduard Friedrich Poeppig (ursprünglich Pöppig) (* 16. Juli 1798 in Plauen; † 4. September 1868 in Wahren bei Leipzig) war ein deutscher Zoologe, Botaniker, Geograph, Forschungsreisender und einer der bedeutendsten Amerikaforscher des 19. Jahrhunderts.

Poeppig bereiste in den Jahren 1827 bis 1832 Chile und Peru und fällt ein recht abfälliges Urteil über die Sitte des Kauens der Coca Blätter:

„Ungesellig liegt ein Indier im Schatten ausgestreckt und nimmt abwechselnd einige Blätter oder feingepulverten Kalk als Würze in den Mund. Lautlos, vielleicht unwillig über den durch Anrede Störenden, treibt jener den Genuß wohl eine halbe Stunde, indem er den Speichel verschlingt und die ausgekauten Blätter von Zeit zu Zeit durch neue ersetzt. Die größte Eile des Reisenden, seine laute Ungeduld, selbst ein herbeiziehendes Unwetter vermögen den Indier dann nicht aus seinem Phlegma aufzuscheuchen.“

„Je tiefer ein Volk auf der Leiter der geistigen Fähigkeiten steht, um so gröber sind die ihm angenehmen Reizmittel,um so mehr wird es gewaltsamerweise sich um sein Bewußtsein zu betrügen, von der dumpfgefühlten inneren Leere zu befreien suchen. Den Indier Amerikas, besonders aber denjenigen der peruanischen Anden, umfängt trotz der umgebenden Zivilisation ein gewisses Ahnen eigener unverbesserlicher Unvollkommenheit im drückendsten Grade, und daher eilt er von solchem melancholischen Mißgefühl durch heftige Aufregungen sich zu befreien. Daraus erklärt sich nicht nur allein der Gebarauch der Koka, sondern auch die grenzenlose Neigung zu geistigen Getränken, die kaum ein anderes Erdenvolkmit ihm in gleichem Maße teilt.“

Johann Jakob von Tschudi: Coca eine Wohltat für das Land

Johann Jakob von Tschudi (* 25. Juli 1818 in Glarus; † 8. Oktober 1889 in Lichtenegg bei Wiener Neustadt) war ein Schweizer Naturforscher, Forschungsreisender, Zoologe, Linguist und Diplomat.

Von Tschudi bereiste Peru in den Jahren 1838 bis 1842. Seine Schilderungen sind deutlich weniger kritisch:

„Meine Ansicht über die Koka nach einer mehrjährigen sorgfältigen Beobachtung ihrer Wirkung ist … die, daß ihr mäßiger Gebrauch ohne alle nachtheiligen Folgen für die Gesundheit sei und daß ohne denselben der peruanische Indianer bei seiner kärglichen unverdaulichen Nahrung weder einer so festen Gesundheit genießen würde noch zu anhaltenden und schweren körperlichen Arbeiten fähig wäre, wie es jetzt der Fall ist; ich betrachte diese Pflanze als eine große Wohlthat für jenes Land und als eines der wesentlichsten Mittel, die Nationalität der Indianer zu erhalten und dem traurigen Schicksale vorzubeugen, daß dieser große Stamm den Krankheiten oder übermäßigen Arbeiten erliege, am Ende ganz untergehe. Das Cocakauen ist so wenig ein Laster als das Weintrinken; nur das Übermaß stempelt das eine wie das andere dazu; der bewußtlose Säufer ist ebenso verächtlich wie der unheimlich aufgeregte, unnatürlich begeisterte Coquero.“